Meet: Valentina, Horizonte's coffee trailblazer

Meet: Valentina, Horizontes Kaffeepionierin

Unser Ziel ist, Kaffeebauern und Kaffeeliebhaber auf der ganzen Welt miteinander zu verbinden. Dabei treffen wir ganz außergewöhnliche Menschen. Valentina Duque, Gründerin von Siruma Coffee, gehört dazu.

Valentina ist nicht nur Lieferantin von feinsten grünen Kaffeebohnen, sondern eine Pionierin in der männerdominierten Kaffeeindustrie in Kolumbien. 

Sie startete ihre Karriere beim Nationalverband der Kaffeeanbauer von Kolumbien, wurde zum höchstgeachteten Q-bewerteten Cupper des Coffee Quality Instituts im Jahr 2010, und verbrachte fast fünf Jahre bei Starbucks, um noch mehr über die Kaffeebranche zu lernen. Im Jahr 2016 gründete sie ihre eigene Firma, Siruma Coffee. Valentina Duque lebt in Manizales in Zentralkolumbien

Siruma hat sich auf die Fahne geschrieben, kleine Kaffeebauern aus allen Ecken des Landes zu unterstützen und zu vermarkten. Auf internationaler Ebene hat Siruma Kunden in den USA, Kanada, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. 

Valentinas lokales Netzwerk beeindruckend: Siruma arbeitet nicht nur mit einzelnen Kaffeebauern und regionalen Kooperativen zusammen, sondern auch mit Kaffeebauern in ehemaligen Konfliktgebieten, die normalerweise kaum erreicht werden können, da die Anreise nach wie vor zu risikoreich ist. 

Wir haben Valentina in Kolumbien getroffen und uns mit ihr über Kaffee unterhalten.


Horizonte Coffee: Wie bist du auf das Thema Kaffee gekommen?

Schon mein Urgroßvater war als Kaffeebauer tätig. Das sind jetzt vier Generationen und ich bin mit dem Thema Kaffee aufgewachsen.


- Valentina mit Vater


Was bedeutet Siruma, der Name Ihres Unternehmens?

Siruma stammt aus der Sprache der Wayuu, das sind Ureinwohner im Norden Kolumbiens. Siruma bedeutet „Himmel“.


Wie bist du auf die Idee gekommen, Siruma Coffee zu gründen?

Ich habe Industriedesign studiert, aber niemals in diesem Bereich gearbeitet. Selbst meine Abschlussarbeit befasste sich mit Kaffee! Ich fing an beim Nationalverband der Kaffeebauer zu arbeiten, und wechselte dann zu Starbucks. Der nächste logische Schritt war, meine eigene Firma zu gründen. So kann ich Kaffeebauern am besten unterstützen. Ich habe viel Erfahrung in der Kaffeebranche. Das Wichtigste ist die Erkenntnis: Wenn wir nicht anfangen, die Kaffeebauern angemessen zu bezahlen, werden wir in Zukunft keine Kaffeebohnen mehr haben, da Getreideanbau schlicht profitabler ist.


Wie genau setzt Siruma an?

Wir exportieren Kaffee. Wir rösten Kaffee. Wir geben viele Workshops in den Bereichen Qualität und Weiterbildung. Außerdem verkaufen wir unseren eigenen Kaffee vor Ort. Die Idee ist einfach: wenn wir schon sehr guten Kaffee exportieren, ist es wichtig zu wissen, was sehr guter Kaffee ist. Kolumbien exportiert praktisch 100% der Kaffeeproduktion. Wir selber trinken die Überbleibsel. In Spanisch sagt man „pasilla“ - die Qualität ist furchtbar. Siruma hat ein kleines Café, in dem die Menschen unseren Kaffee trinken können. Und zwar so wie er sein soll.


Was ist das besondere an kolumbianischem Kaffee?

Was an Kolumbien einzigartig ist, ist die Größe der Farmen – 95% der Kaffeebauern bauen auf weniger als einem Hektar an. Die Topografie des Landes bedingt außerdem, dass der Zugang zu vielen Farmen sehr schwierig ist. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass man selbst auf einem kleinen Gebiet völlig verschiedene Kaffeebohnen finden kann. Kolumbien ist für seine nass aufbereiteten Bohnen berühmt – und dafür, das ganze Jahr über Kaffee zu produzieren. Je nachdem wo eine Farm gelegen ist, wird entweder zum Jahresende oder zum Jahresanfang geerntet.


Wird in Kolumbien selber auch viel Kaffee getrunken?

Kolumbianer trinken nicht so viel Kaffee, wie sie sollten. Es gibt ein Sprichtwort das heißt: „Coca-Cola mata tinto.” Das bedeutet: “Coca-cola tötet Kaffee” – in anderen Worten heißt das nichts anderes, als dass die Leute lieber Cola als Kaffee trinken. Was für ein furchtbarer Gedanke. 

Ich selber trinke die ganze Zeit Kaffee. Ich könnte ohne nicht leben. Meine Lieblingssorte ist der traditionell nass zubereitete Kaffee aus Kolumbien: sehr weich und mit einem guten Körper, hohe Säure ausbalanciert mit viel Süße. Das trinke ich jeden Tag. Ich benutze eine Chemex oder V60 Filterkaffeemaschine und trinke meinen Kaffee immer schwarz. Keine Milch, kein Zucker, rein gar nichts. 


Wie steht Siruma zu direktem Handel?

Wenn ich vom Käufer eine höhere Summe fordere, bezahle ich dem Kaffeebauern mehr. Der Käufer bekommt alle Belege darüber. Und genauso, wie ich den Kaffeebauern nicht verstecke, verstecke ich den Kunden auch nicht. Das ist der Grund, warum ich Horizonte Coffee zu den Kaffeebauern mitnehme, von denen der Kaffee gekauft wird.

Wer mit Kaffee anfängt und wem es gefällt, der bleibt für immer dabei. Es ist wie eine Familie. Die Welt des Kaffees basiert auf Vertrauen. Dadurch haben es neue Leute in diesem Bereich schwer, da sie dieses Vertrauen erst aufbauen müssen.

Ich sage immer, dass das Kaffee-Business für mich wie eine Küche ist. Denn es ist sehr klein. Jeder weiß alles, nicht nur hier in Kolumbien, sondern auf der ganzen Welt. Wenn man etwas gut macht, wissen das die Leute. Das gleiche gilt, wenn man etwas schlecht macht.


Was verbindet Siruma mit Horizonte Coffee?

Wir liefern ganz unterschiedliche kolumbianische Kaffeebohnen – hoher Säureanteil, sehr süß, viel Geschmack – damit Horizonte den Kaffeeliebhabern mehrere einzigartige Kaffeearten aus Kolumbien zeigen kann.

Außerdem streben Horizonte und Siruma danach, die Kaffeebauern zu unterstützen. Das wichtigste ist bei dem Geschäft, den Kaffeebauer für sehr guten Kaffee auch sehr angemessen zu bezahlen. Beispielsweise haben wir erst vor kurzem für einen unserer Kaffeebauern eine Anlage für die Kaffeebohnenernte gebaut. Siruma, Horizonte und die Kooperative vor Ort haben das zusammen mit dem Kaffeebauern finanziert. Das gefällt mir.


Erzähl uns von den Frauen im kolumbianischen Kaffeesektor.

Erstmal ist es in Kolumbien wirklich schwierig, überhaupt ein Unternehmen zu gründen. Es gibt kaum finanzielle Hilfen. Banken geben generell keine Unternehmenskredite in den ersten drei Jahren. Wessen Firma aber drei Jahre überlebt hat, wird vermutlich auch gut und gerne ganz auf das Geld verzichten können.

Zweitens ist es für Frauen nochmal schwieriger. Langsam ändert sich das zwar, aber die Kaffeebranche in Kolumbien ist immer noch sehr macho-dominiert. Leute fragen Frauen oft. „Wo ist dein Chef? Wo ist der Inhaber?” Man erwartet immer noch einen Mann am Ruder.

Ich sage, dass ich der Chef bin.

Machogehabe gibt es nicht nur auf dem Feld, sondern auch in den großen Kaffeeunternehmen. Nur weil man eines Tages eine Familie haben könnte, lehnen sie Frauen in Führungspositionen ab. Selbst am Tisch werden Männer zuerst bedient und Frauen als letztes.

Manchmal denke ich, dass es eine kulturelle Eigenart ist und dass ich nicht wütend werden sollte, aber manchmal ist es eben auch einfach nur super frustrierend. 


- Valentina mit Angestellten und Christoph Sauser


Was würdest du in einem anderen Leben tun?

Ich würde wahrscheinlich für eine NGO arbeiten und Menschen in Kolumbien helfen.


Was machst du in deiner Freizeit?

Ich habe drei Katzen. Ich praktiziere viel Yoga. Ich meditiere. Ich lese viel. Aber meistens arbeite ich. Ich fühle mich wirklich privilegiert, weil ich das tue, was ich liebe, darum fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Wenn ich nicht auf der Farm bin, röste ich Bohnen oder lese Bücher über Kaffee. Ich denke mal, dass mein Leben für jemanden, der keinen Kaffee mag, ziemlich langweilig aussieht!


Wohin entwickelt sich deiner Meinung nach die Kaffeebranche? Wie sieht die Zukunft aus?

Schwierige Frage….aber ich befürchte, dass wir in Zukunft nicht viel Kaffee haben werden. Ich gehe davon aus, dass sich das Volumen reduzieren wird. Einerseits weil der Klimawandel Gegenden betrifft, in denen wir Kaffeebohnen anbauen können. Andererseits gilt, wenn wir die Kaffeebauern nicht fair bezahlen, werden wir auch keinen Kaffee mehr haben. Wir verlangen harte Arbeit und beste Qualität, aber der Preis ist noch niedrig, sehr niedrig. Ich finde nicht, dass es möglich ist, beim aktuellen Kaffeepreis zu überleben.

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